Unsere Kinder wollen viel wissen. Und manchmal eben auch zum Thema Sex. Das kann knifflig werden. Die #Sextanten geben Rat zur Aufklärung von Kindern.

„Sex“. Es vergeht ja nun kein Tag in unserer aufgeklärten, freien Welt, an dem dieses wie ein Schlangenlaut klingende 3-Buchstaben-Wort nicht irgendwie kurz (oder auch etwas länger) unsere Aufmerksamkeit erregt. Mit diesem Umstand haben die meisten von uns sich gut arrangiert. Aber wenn das eigene, meist noch ziemlich kleine Kind plötzlich vor einem steht und „Sex!!!“ ruft, dann ist das mal was ganz, ganz anderes …

„Mama, was ist Sex?“. Meinen Körper erfasst eine Schockstarre, dafür fahren meine Gedanken Karussell: ,Hat mein kleiner, unschuldiger, erst sechs Jahre alter Sohn gerade DIESES Wort gesagt?!’ Ich sehe ihn vor mir: Eben war er doch noch ein kleines, sanftes, unschuldiges Baby schlummernd in seinem Babybett und jetzt steht er vor mir in der Küche, mit neugierigen, aber auch frechen Augen und weiß genau, mit dem Wort da ist irgendwas. Er hat es vermutlich in der Schule oder bei Freunden irgendwo aufgeschnappt. Das ist ein anderes Wort als Geometrie oder Betriebsamkeit und da will er doch mal testen, was dieses Wort mit der Mama macht …

,Also, cool down, Mama’, sage ich mir und gucke mich einmal genauer an: ,Was macht MIR jetzt eigentlich gerade Angst?’ Und das ist die eigentliche spannendere Frage … Aber erstmal zurück zu meinem Kind.

MAMA BERLIN„Sex“, sage ich, „das ist etwas, das wir machen, wenn wir erwachsen sind. Es ist so wie mit Alkohol trinken.“ So, erste Angst schon mal gebannt: Mein Sohn macht bitte noch KEINEN Sex!

„Sex“, erkläre ich weiter, „machen Menschen, die sich ganz doll lieb haben“. Das ist natürlich etwas gelogen, denn viele haben Sex ohne Liebe, aber meine zweite Angst habe ich damit auch gekillt: Mein Sohn bleibt anständig und macht Sex nur mit Herz und Seele!

„Und Sex machen erwachsene (!), ausgebildete (!!), ihr eigenes Geld (!!!) verdienende Menschen, die sich ganz doll lieb haben (!!!!), wenn sie ein Baby haben möchten.“ So, mein Sohn wird ein anständiger, verantwortungsvoller Vater, reif und stark genug, um dauerhaft eine Familie zu ernähren!

Mein Sohn schaut mich an: „Ist Sex nicht, wenn man den Pimmel in die Mumu macht?“ ,Äh …’, denke ich. „Äh, ja, so geht das.“ Sage ich dann. Und dann noch: „Aber das machen nur Erwachsene.“ „Aber Lea und Dominik haben das auch gemacht, haben sie erzählt und Joshua wollte es im Po mit Leo machen …“, sagt mein Sohn während ich denke: ,Einatmen – ausatmen …’ .

„Das ist kein Sex, Schatz“, sage ich, „das nennt man ,Doktorspiele’, es ist das selbe, wie wenn ihr Kinder Mutter-Vater-Kind spielt. Ihr testet mal, aber Sex, das ist was anderes und das verstehst Du erst, wenn Du größer bist. Und das ist auch gut so, denn Du musst dafür viel vom Leben wissen. Denn Sex kann sehr, sehr schön sein, aber es ist auch nicht ohne Gefahr.“

Er schaut mich an: „Hattest Du auch Sex mit Papa?“ „Ja“, sage ich. „Und dabei bist Du entstanden. Ist das nicht toll?“ Er überlegt wieder: „Bekommt Lea jetzt auch ein Baby?“ Ich muss schmunzeln. „Nein, zum Glück nicht. Denn um Babys zu bekommen, muss man eben erwachsen sein. Die Lea ist ja selbst noch ein Kind, stell dir mal vor, sie müsste sich jetzt schon um ein Baby kümmern.“ „Oh“, sagt mein Sohn und muss lachen.

„Das hat die Natur sich genau richtig ausgedacht“, erkläre ich weiter. Wir müssen erst groß sein, wir müssen bestimmte Dinge wissen, wir müssen große Körper haben und wir müssen uns um andere kümmern können – erst dann haben wir Menschen Sex.“ „Und,“, sage ich – nur zur Sicherheit – dazu, „wir müssen uns ganz doll lieb haben!“

In Ruhe denke ich darüber nach, was uns Eltern oft Angst macht. Und ich denke, es sind unsere eigenen, eben erwachsenen Gedanken. Wir wissen, was Sex alles mit sich bringt. Wir kennen die Schattenseiten und haben Angst, dass diese negativen Aspekte unsere Kinder beschädigen. Doch wenn wir unsere Erwachsenensicht über die Kinder stülpen, besteht die Gefahr, dass wir ihnen dabei unsere Angst aufbürden und ihnen letztendlich den Spaß, die Entdeckung und die Selbsterfahrung an der Sache nehmen.

Denn Kinder gehen an das Thema mit Spiel und Spaß ran, sie denken sich nichts dabei, wenn sie Mama und Papa oder andere Kinder nackt sehen, wenn sie Sachen ausprobieren und merken, dass es anatomische Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen gibt. Sie finden es witzig, sie kennen noch keinen Scham – und das ist etwas sehr schönes.

Wir können für uns gut einen Kompromiss finden, in dem wir unseren Kindern vertrauen und ihnen außerdem beibringen, wie sie ihre Grenzen spüren und wie sie diese nach außen anderen mitteilen können. Das ist beim Thema Sex ein ganz wichtiger Faktor, nicht das Gefühl zu haben, etwas machen zu MÜSSEN und das bringen wir ihnen am besten bei, indem wir es selbst so handhaben.

Noch mehr zum Thema #Sextanten2: Wie sage ich es meinen Kind? findet Ihr auf dem tollen Blog von Béa „Tollabea“: 

Fotos: ushumor.com, aram store uk

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