Ich sage es ja oft: Wir SELBST müssen dafür sorgen, dass UNSER Leben lebenswert ist. Warum auf Lob von anderen warten, loben wir uns doch einfach selber. Wenn Du gut zu Dir bist und Dein Leben zu schätzen weißt, macht es schon einen großen Unterschied (allen Zweiflern rate ich: Einfach mal ausprobieren und für einen Tag mal die schönen Dinge sehen, die tollen Kinder, das gute Wetter genießen, stolz darauf sein, was man alles geschafft hat – nicht darauf gucken, was nicht so gut lief – Träume haben, Ideen entwickeln, wie Du sie Wirklichkeit werden lassen kannst … Dich ernst nehmen!)
Die alleinerziehende Mama einer Tochter, Jana Görlitz (23), hat diese Philosophie beherzigt und im Alleingang ein wundervolles Buch auf den Markt gebracht. Sie hat gedichtet, gezeichnet und gemalt und am Ende ist ein kleines Wunderwerk entstanden, das Freude und Zuversicht verbreitet: Das Mutmachbuch für Alleinerziehende: „Schau Dir meine Mama an, was die so alles schaffen kann“ (hier könnt Ihr es bestellen).
Für mich ist es auf zwei Arten wundervoll: 1. Es ist ein schönes Buch, das für Mamas und Kinder funktioniert 2. Es zeigt, was wir schaffen können, wenn wir an uns glauben und einfach mal machen (statt Bedenken zu haben).
Hast Du auch so einen Traum und weißt nicht so recht, wie und wo Du anfangen sollst? Lies hier das Interview mit Jana, darin erzählt sie, wie sie die Sache angegangen ist, wer ihr geholfen hat, welches Feedback sie bekommen hat.
MAMA BERLIN: Jana, welcher Moment war es, in dem Du dachtest: Ich MUSS so ein Buch machen? Jana Görlitz: Die Idee kam mir spontan als ich mit meiner Tochter Helena in der Badewanne saß. Wir hatten so viel Spaß damit, Seifenblasen zu machen, dass mir der Gedanke kam, diese schönen Momente zeichnerisch festzuhalten. Es lag für mich nahe, daraus ein kleines Mutmachbuch zu machen, da ich zuvor kaum positive oder erbauliche Lektüre für Alleinerziehende finden konnte. In den darauffolgenden Wochen kamen immer mehr Zeichnungen und Gedichte zusammen. Mir war es wichtig, nicht als hilflose, verbitterte Mutter wahrgenommen zu werden und auch für diejenigen zu sprechen, die das ähnlich sehen. Ich wollte zeigen, dass man auch in schwierigen Situationen Schönes hervorbringen kann.
MB: In Deinem Buch geht es um Wertschätzung von Müttern. Findest Du, diese Wertschätzung kommt zu kurz? JG: Schwierige Frage … Mein Eindruck ist schon, das Mütter mehr wertgeschätzt werden, als man denkt – jedenfalls in meinem Umfeld. Schwierig ist es aber hinsichtlich des Beruflichen. Da werden wir Mütter angesehen, als wären unsere Kinder eine Art „Handicap“. Da sehe ich Benachteiligung. Aber am wichtigsten: dass wir uns selbst als Mutter wertschätzen.
MB: Was möchtest Du mit Deinem Buch erreichen? JG: Es soll vermitteln, dass Du Dich nicht als Opfer Deiner Umstände sehen musst, sondern das Beste daraus machen kannst, auch wenn es oft hart ist. Außerdem finde ich, dass ich nicht alleine bin, auch wenn es sich manchmal so anfühlt.
MB: Wie ist Deine Situation als Alleinerziehende? JG: Wir leben in einer gemütlichen Wohnung in einer Kleinstadt nahe Kassel, hier sind die Mieten niedrig. Ich studiere an der Kunsthochschule in Kassel Visuelle Kommunikation. Unter der Woche stehen wir um 8 Uhr auf, ich bringe meine Tochter mit dem Fahrrad zur Tagesmutter, danach fahre ich zur Uni oder arbeite zu Hause. Gegen halb vier hole ich Helena ab und wir machen ein paar Besorgungen, treffen uns mit Freunden und sind oft im Freien unterwegs.
MB: Neben Deiner Einstellung, die Dinge erstmal positiv zu sehen – gibt es gar keine Sorgen in Deinem Leben? JG: Doch! Anfangs habe ich mich ziemlich allein gefühlt, da ich kaum Unterstützung hatte. Die meisten meiner Freunde wohnen weit weg und mit meiner Familie ist es schwierig.
MB: Und wie kam dann die Wende? JG: Irgendwann habe ich dann die Hilfe einer Familienkrankenschwester in Anspruch genommen, die wöchentlich oder nach Bedarf vorbeikam, um zu gucken, ob alles klappt. Eine Babysitterin hat mir die Kleine für ein bis zwei Stunden abgenommen, wenn ich Sport machen wollte oder den Haushalt in Ruhe erledigen wollte. Mit Helenas Papa wurde es mit der Zeit auch immer besser, so dass er mich auch ein wenig entlasten konnte. Außerdem habe ich in dieser Zeit auch von einer Therapie profitiert, die mich sehr aufgebaut hat. Seitdem Helena zur Tagesmutter geht und ich wieder studiere, hat sich alles ziemlich gut gefügt, so dass ein gutes Gleichgewicht zwischen Zeit für mich und Zeit für Helena herrscht.
MB: Die Krise hat Dich also erfahrener und stärker gemacht? JG: In gewisser Weise finde ich, dass es ein Geschenk in Sachen Lebenserfahrung sein kann, da ich glaube, dass eine Frau erst wirklich zu ihrer Stärke findet, wenn sie sich vor solche großen Herausforderungen gestellt sieht. Wir merken, was wirklich in uns steckt! Natürlich kann ich mich täglich auch gegen meine Lebensumstände wehren und mich beschweren. Meiner Meinung nach macht es aber mehr Sinn oder Freude, die Situation als Wachstumschance anzuerkennen und anzunehmen.Durch Helena habe ich sehr viel in Sachen Gelassenheit gelernt. Ich habe heute die Gewissheit, dass es immer irgendwie weitergeht und oft auch völlig anders kommt, als man es plant.
MB: Siehst Du auch Vorteile darin, alleinerziehend zu sein? JG: Ja, beispielsweise, dass ich mich mit niemandem darüber streiten muss, wie ich mein Kind erziehe. Dass ich die Freiheit habe, Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen und dadurch insgesamt entspannter bin. Außerdem habe ich mehr Zeit für mich, dadurch, dass Helena am Wochenende bei ihrem Papa ist. Ich genieße das Alleinsein.
MB: Dein Buch hast Du komplett alleine gemacht. Wieviel Zeit hast Du dir dafür genommen? JG: Es hat neun Monate gedauert, das Grundkonzept umzusetzen. An dem Buch arbeiten konnte ich abends, wenn Helena schlief oder wenn sie bei der Tagesmutter war. Zuerst hatte ich ausschließlich schöne Momente festgehalten, doch dann stellte sich bei mir das Gefühl ein, dem Thema damit nicht gerecht zu werden. Ich wollte nicht den Eindruck vermitteln, dass Alleinerziehendsein für mich nur schön oder einfach ist. So habe ich Gedichte verfasst, die Situationen beschreiben, die durch die neue Rolle schwieriger werden, z.B. dass sich der Freundeskreis ändert oder dass man ständig ungebetene Ratschläge von außen erhält.
MB: Dein Rat an andere Alleinerziehende? JG: Nicht verrückt machen lassen, was andere denken könnten. Das blockiert und zieht Energie. Außerdem sollte man nach Hilfe zu fragen, wenn man denkt, es nicht alleine zu schaffen. Zeit für sich selbst ist eines der wichtigsten Dinge, auf die man achten sollte: Sich selbst auch als Frau oder generell als Mensch zu erfahren, mit Interessen und Bedürfnissen und nicht nur als Mutter zu funktionieren. Das hilft sehr, um einen gesunden Abstand zum Alltagsstress zu gewinnen.
MB: Wie geht es bei Dir weiter? JG: Als ich schwanger wurde, studierte ich Visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Comic und Illustration – und dachte dann: Ich schaffen es nicht mit Kind und Uni und habe mich nach der Geburt meiner Tochter exmatrikuliert. Das war ein Fehler! Zum Glück konnte ich mach einer verzweifelten Suche nach meinem weiteren beruflichen Weg an die Uni und zu meinem Studium zurückkehren. Mein Wunsch wäre es, nach dem Studium nach Leipzig zu gehen und eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin und/oder Psychotherapeutin zu machen.
MAMA BERLIN wünscht Jana viel Glück!