Es war ein wichtiges Treffen, dass da letzte Wochen in Berlin stattfand. Engagierte Familienblogger und Vertreter*innen des Bundesfamilienministeriums trafen sich, um wichtige, aktuelle Befindlichkeiten und Positionen der Familienpolitik auszutauschen.
#Berlinmittemom, #DasGewünschtesteWunschkind, #JochenKönig, #Juramama, #Motherbook, #Motzmama, #Stiefmutterblog, #Tollabea, #smart-mama, #Supermom und noch viele andere kamen zum ersten Bloggerinnen-Treff auf Einladung des Bundesfamilienministeriums und tauschten sich rege aus.
Höhepunkt: Die Frage-und-Antwort-Stunde mit Staatssekretär Dr. Ralf #Kleindiek des #BMFSFJ, der sich die Zeit nahm, die vielen Fragen ausführlich zu beantworten. Es ging um die Qualität von Kinderbetreuung, Diskriminierung von Müttern, einer Rechtsreform zu Gunsten des Wechselmodells, die Unterhaltsvorschussreform u.v.a. Themen (unten findet Ihr den Link zur Aufzeichnung der gesamten Diskussion).
Lest hier die Positionen des Familienministeriums knapp und griffig für Euch zusammengefasst
#Kinderbetreuung
Wollen sie wirklich den Einstieg in den Erzieherberuf erleichtern? Wie wollen sie einen möglichst hohen Qualitätsstandard bei der Kinderbetreuung gewährleisten?
Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek: Dir Hürden für den Einstieg zu senken, kam aus der Berliner Landespolitik. Die, die dort diesen Vorschlag gemacht haben, werden ihre Motive haben … Wir vom Bundesministerium haben allein von 2011 bis 2015 150 000 neue Erzieher*innen-Stellen geschaffen. So viel wie nie zuvor in vergleichbaren Zeiträumen. Was wir jetzt noch wollen, sind: 1. bessere Bezahlung, 2. eine ordentliche Ausbildungsvergütung und 3. Hochschulqualifikation für höhere Aufgaben mit erzieherischen Bereich. Außerdem wollen wir die Kinderbetreuung in Kita und Hort im Wesentlichen beitragsfrei halten.
#Hebammen
Wie stehen Sie zu den einschneidenden Veränderungen, die im Bezug auf die Hebammenversicherungen vorgenommen wurden?
Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek: Wir beobachten das aufmerksam, allerdings fällt es unter den Zuständigkeitsbereich des Gesundheitsministeriums. Wäre es nach uns gegangen, hätten wir die gesetzliche Absicherung für Hebammen besser geregelt.
#Wechselmodell
Ich bin getrennt von der Mutter meiner Tochter. Ich hätte mein Kind gerne die Hälfte der Zeit bei mir, darf das aber nicht. Wäre es so, könnte meine Ex-Frau mehr arbeiten. Wann führen Sie das Wechselmodell als Grundprinzip nach einer Trennung ein?
Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek: Wir diskutieren hier zur Zeit intensiv über die Vor- und Nachteile. Aber wenn man das unterstützt, dass nach einer Trennung die Kinder bei beiden Eltern regelmäßig sind, müssen die Gesetze geändert werden. Ich halte es persönlich für richtig, das Wechselmodell mehr zu fördern, als es derzeit der Fall ist. Es ist allerdings sehr schwierig, in einem solchen Konflikt bei uneinigen Eltern in Trennung eine gute Lösung zu finden.
#Familienvielfalt I
Mir fehlt eine echte Entscheidungsfreiheit und eine gerechte Verteilung von Staatsgeldern. Einen Kita-Platz bekomme ich bezahlt, aber wenn ich als Mutter mit meinem Kind zu Hause bleiben möchte, bekomme ich keine Unterstützung dafür, meine Rentenansprüche kann ich vergessen. Wie sorgen Sie hier für mehr Gerechtigkeit?
Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek: Die Altersarmut unter Müttern ist groß. Wir haben festgestellt, dass Maßnahmen wie z.B. das Ehegattensplitting eher zu einer Zunahme dieser Armut führt. Eine Idee ist aber, die Erziehungszeit stärker als bisher bei den Renten- und Sozialversicherungsbeiträgen anzurechnen.
#Familienvielfalt II
Immer mehr Familien leben nicht mehr in der klassischen Konstellation, sondern als Patchwork-Familie, alleinerziehend, oder auch als Regenbogen- oder in Zeugungspartnerschaften. Sie sind in vielen Bereichen rechtlich benachteiligt. Wann gibt es z.B. eine Sorgerechtserweiterung für alle Erziehungsbeteiligten?
Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek: Ich persönlich könnte mir da sehr viel mehr Veränderung vorstellen. Der gesellschaftliche Wandel und das Denken von vielen, geht aber leider sehr langsam von statten …
#Mütterdiskriminierung
Für viele Arbeitgeber ist Mütterschaft ein Risiko (Vaterschaft nicht), sie stellen entweder per se weniger Frauen ein, kündigen ihnen bei Schwangerschaft, versetzen sie nach der Elternzeit in unattraktive Positionen oder in Teilzeit, eine Rückkehr von Teilzeit in Vollzeit ist kaum möglich. Wie schaffen wir hier mehr Gerechtigkeit?
Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek: Wir brauchen hier mehr öffentliche Diskussionen und ein Umdenken in der Gesellschaft und zwar in der Hinsicht, dass sich die Arbeitswelt nach den Familien ihrer Mitarbeiter richtet – und nicht umgekehrt. Da sind wir noch lange nicht, wo wir gerne wären. Die Einführung des Elterngeldes war ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
#Unterhaltsvorschuss
Wie ist der Stand der Dinge? Wann kommt nun tatsächlich die Gesetzesänderung? Und warum gab es so viele Widerstände und von wem?
Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek: Die neue Regelung mit den wesentlichen Änderungen, dass bis zum 18. Lebensjahr der Kinder gezahlt wird und die Abschaffung der 72-monatlichen Begrenzung, tritt am 1. Juli 2017 in Kraft. Der Widerstand kam aus den einzelnen Bundesländern und hat uns auch sehr gewundert. Zum einen, weil die Summe, die entsteht, nicht besonders hoch ist, zum anderen, weil wir wissen, dass viele Alleinerziehenden, auch die, die arbeiten, auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind, weil Unterhalt nicht ordnungsgemäß gezahlt wird. Ich halte es für richtig, die, die Unterhalt zahlen könnten, aber ihn einfach nicht zahlen wollen, hier mehr zur Verantwortung zu ziehen. Der Führerscheinentzug bei Zuwiderhandlung wird ebenfalls kommen. Ein Entwurf ist im Bundesjustizministerium schon in Arbeit.
Wer sich die gesamte Runde ansehen möchte, kann das mit einem Klick hier tun …
PS: Es sollen auch in Zukunft weitere Treffen und Austausch geben. Ich bin sehr gespannt …
PPS: Noch ein paar Eindrücke auf Instagram und Twitter1 und Twitter2…
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