Diese Woche ist Peter Lustig (78) gestorben. Er war genau so alt wie ich, 42 Jahre, als er 1979 mit seiner ersten Sendung an den Start ging: „Pusteblume“, später „Löwenzahn“. Es ist also nie zu spät, seinem Leben einen guten Schub zu geben.
Ich glaube, nicht einmal die Grünen haben es geschafft, unser Denken im Bezug auf Nachhaltigkeit, dem Hinterfragen von Wirtschaftsmacht, Medienumgang, naturwissenschaftlicher Bildung und den sanften Umgang mit Naturressourcen mehr zu prägen, als Peter Fritz Willi aus Breslau, der als Kind vor Krieg und Verfolgung fliehen musste und den später Millionen als Peter Lustig kannten. Apropos: Auch Lustig war das Kind einer alleinerziehenden Mutter. Sein Vater starb, als Lustig ein Jahr alt war.
Diese Stimme, diese Gelassenheit, dieser verschmitzter Ausdruck, diese Latzhose, dieses charmant-smarte Understatement. Peter Lustig hatte einfach das Zeug zum Star!
Meine erste Lustig-Begegnung erinnere ich noch genau: Ich war fünf Jahre alt und gehörte in meinem evangelischen Kindergarten in der Hamburger Karlstraße schon zu den Großen. Wir Großen durften einmal die Wochen Peter Lustig im Fernsehraum in der ersten Etage schauen. Wir alle haben das geliebt!
(Ich werde bis heute nicht den Verdacht los, dass die evangelische Kirche bei dem Konzept ihre Finger mit im Spiel gehabt haben muss, obwohl Peter Lustig zusammen mit seiner zweiten Frau Elfie Donnely (Autorin von „Servus Opa, sagte ich leise“) eine zeitlang Mitglied der Bhagwan/Osho-Sekte gewesen ist …)
Die Serie zu schauen, war schon was besonderes. Fernsehen für sich war ja damals noch ein Luxus. Und dann noch Farbfernsehen. Es gab noch viele, die hatten nur Schwarz-Weiß-Fernseher, meine Oma z.B.
Dass es dem deutschen Mittelstand damals, Ende der 1970er (Stichwort Ölkrise), noch nicht so gut ging wie heute, kann man in der Serie von damals gut beobachten.
Inhaltlich ist sie dagegen immer noch total bereichernd und viel kritischer, als das meiste, das heute gezeigt wird. Was für starke Kinder! Wir mutig und ehrlich der Dialog zwischen Sohn und Eltern aufgeführt wird (ab Minute 7:01) und wie langsam das Tempo damals noch war …
Der Wirtschaftsaufschwung in den frühen 1980er Jahren zeigt sich dann auch im Serien-Neustart 1981 – mit neuem Konzept, neuer Produktionsfirma und einem neuen Namen, der die Weiterentwicklung perfekt symbolisiert: Löwenzahn. Und: Peter Lustig bleibt sich treu und setzt der aufkommenden, westlichen Yuppie-Ära ein deutliches Gegengewicht: Er zieht in seinen berühmten Bauwagen.
https://www.youtube.com/watch?v=KVg6EU-LwTo
Peter Lustig war dreimal verheiratet und Vater von vier Kindern. Er erhielt den Grimme-Preis und das Bundesverdienstkreuz, liebte Reisen und Motorräder und hatte ein Reetdachhaus in Husum, lebte u.a. in Berlin. Irgendwie muss man einfach sagen: Cooler Typ! Und er hat es ja immer schon gesagt:
Meine Lieblings-Peter-Lustig-Zitate:
Ach, ihr auch hier?
Oh …, ihr seid’s!
Ich hab da mal was gebastelt
Putzig, nech?
Glaubt ihr nicht? Das kann ich euch beweisen!
Ist doch ’nen Ding, nech?
Ach, der Herr Nachbar! oder auch: Ach ne! Der Herr Paschulke!
Auf in den Bärstädter Wald!
Oh, Guten Morgen, und, es ist ein guter Morgen!
Ihr seid ja immer noch da! Abschalten!
Heute kommt nichts mehr … also … nee … ja … abschalten… Tschüss!
Wie sagte es Lustig so schön am Ende seiner ersten Löwenzahn-Folge: „Schön ruhig ist es hier … Und Ihr? Ihr sitzt ja immer noch vor’m Fernseher in der Stube?! Ihr solltet lieber raus gehen. Heute kommt sowieso nichts mehr. Ich mach‘ jetzt erstmal ein Nickerchen …“ Schlaf gut, Peter.