Vor allem zur Weihnachtszeit sehnen wir uns nach Beziehung. Wenn die Tage kurz sind, viel Dunkelheit und viel Glöckchenklang und Kindheitsnostalgie um uns, denken wir an dieses Ideal der Familie: Menschen, alt und jung, die einander zuhören, die für einander da sind und sich einfach nur lieben und zärtlich zueinander sind. Eine hübsche Idee, eine Leitidee. Man sollte nie diese Bilder und den Glauben daran verlieren.
Weil die Liebe (und der Sex) so wichtig sind, mache ich mit bei der Blogparade an der sich viele Blogger, die zu diesen Themen schreiben, beteiligen. Vielleicht geben sie Euch Impulse. Ins Leben gerufen hat sie Beziehungscoach Nils Terborg mit seinem Blog „Deine perfekte Beziehung“ …
Da wir, die Alleinerziehenden, so viel Liebe einerseits über unser Kinder bekommen, alle auch schon geliebt und verloren haben, ist unsere Sicht auf die Liebe eine andere, eine reifere, aber auch tiefere als bei einem Teenager. Darüber müssen wir wissen. Erfahrungen sind etwas Gutes, daher werden wir (wahrscheinlich) nur Menschen lieben können, die diese Erfahrungen mit uns teilen können, sie verstehen. Aber lest selbst:
Über die Liebe …
Ich habe vor zwei Tagen eine Dokumentation mit und über Karl Lagerfeld gesehen. Darin wurde er gefragt, ob er eine Beziehung habe, ob Homosexualität ein Problem sei … etc. Lagerfeld wirkte kurz ungehalten, dann fasste er sich, machte ein paar spitze, humoristische Bemerkungen in Richtung des Fragestellers, ob der denn noch ein wenig grün hinter der Ohren sei und antwortete dann, dass es diese großen Dramen in seinem Leben natürlich auch gegeben habe, heute allerdings weniger und man könne Liebe selbstverständlich nicht erzwingen. Und dann sagte Kaiser Karl in seinem schnellen, nordisch gefärbten Deutsch: „Menschen, die nicht allein sein können, kann ich nicht ausstehen.“
Mir geht es genauso. Ich kam schon immer gut alleine klar. Und einen Mann, eine Beziehung, nur, um nicht allein zu sein, oder damit jemand meine Lampen eindreht, ist vielleicht praktisch, aber gänzlich unsexy. Ganz oder gar nicht, ist meine Devise und ich denke, dass ändert sich auch in diesem Leben nicht mehr.
Und: Ich gehörte weder als Mädchen, junge Frau und erfahrene Frau zu denen, die heiraten wollten. „The weakest fruit falls earliest to the ground …“, sagt Shakespeare. Für mich überwiegen die Nachteile einer Ehe den Vorteilen.
Auf einer Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema Familie wurde neulich das Publikum gefragt, was Familie ist. Jeder beantwortete auf einem Zettel dazu ein paar Fragen. Die Antworten ergaben ein breites Spektrum. Für eine Frau mittleren Alters, die sprach wie ein 6-jähriges Mädchen war „Familie das schönste auf der Welt“. Ein homosexuelles Paar verband mit dem Stichwort „Familienfest“ Druck und Erleichterung (wenn es vorbei ist).
So viel dazu. Über und mit der Familie lässt sich herrlich streiten.
Nehmen wir meine z.B. Eltern. Verheiratet seit (gefühlten) 300 Jahren und wirklich stolz darauf. Jedes weiter Jährchen wird erkämpft, wie die letzten Meter zum Gipfel des Mount Everest. Sinn und Spaß macht das vielleicht schon lang nicht mehr, aber jetzt hat man es schon so lange gemeinsam geschafft, da muss es bis zum Ende halten und dann kann man darauf – tja, äh – wahrscheinlich nicht mehr stolz sein, dann dann ist man ja tot.
Ich will nicht sagen, dass ich das nicht kenne, aber ich kann heute sagen, dass ich das alles wirklich nicht mehr will. Aus reinem Herzen. Und das ich das als Luxus, aber auch als Stärke empfinde.
Meine Meinung: Wenn mehr Einschränkung als Freiheit ist, wenn man mehr aus Angst als aus Bewunderung zusammen ist, dann sollte man loslassen.
Was viele in einer kaputten Ehe sehen und scheinbar finden, ist mir schleierhaft. Dieses Aufeinandergehocke obwohl schon lang die Luft raus ist, diese eingedroschene Tagesroutine, die jegliche Abwechslung und Neuerfindung unterdrückt, diese Angst, den anderen, den man eigentlich nachts kaum noch neben sich im Bett erträgt, zu verlieren, einfach nur, damit man nicht nach außen hin der Alleingelassene ist, die Trägheit, die innere Einsamkeit, die mit einer scheinbaren Leichtigkeit und Fröhlichkeit nach außen überspielt wird. Aber auch das Selbstgerechte von Paaren, die sich auf Dauer ja meistens nicht mehr in den Gemeinsamkeiten finden, sondern in dem, was sie gemeinsam hassen, ist doch albern. Auch die Hutzelpaare, die sich in ihren Ängsten gegenseitig abschotten, zusammen bleiben, nur um nicht allein zu sein. Oder die, die sich in ihrem Frust und Bevormundung gegenseitig in Beschäftigung und Wallung halten, damit bloß keine Ruhe einkehrt – sonst könnte man ja womöglich die Zeit finden, mal über sich nachdenken zu müssen … Und als Kind mit Eltern, die solch ein Beziehungsleben führen, kann ich allen Eltern, die nur wegen der Kinder zusammenbleiben, vergewissern: Das ist ein Irrglaube. Kinder spüren, ob die Liebe der Eltern echt ist. Es ist für die Kinder der Horror, wenn ihnen ein Schein vorgelebt wird, denn es bleibt eine Lüge und die führt immer dazu, dass man an Vertrauen einbüßt, dass man sich nicht ernst genommen fühlt.
Und wann und wie, liebe Eltern, die wegen der Kindern zusammen bleibt, wollt ihr mit der Wahrheit raus? Wenn ihr eure Kinder verarscht, dann nehmt ihr ihnen die Möglichkeit, zu sehen wie das Leben, wie ihr Leben tatsächlich ist.
Ich habe mir oft für meine Eltern gewünscht, dass sie sich trennen. Und die Trennung als Chance begriffen hätten. Das hätte beiden, das glaube ich sehr, gut getan. Aber eine Beziehung von außen und von innen betrachtet sind immer zwei verschiedene Dinge. Und meine Sicht ist die Sicht eines Kindes auf seine Eltern.
Es gibt viele Argumente gegen eine Beziehung. Aber keins gegen die Liebe.
Wir wissen ja nicht, was Liebe ist. Aber eines wissen wir: Sie lässt sich nicht erstellen und vor allem nicht planen. Sie ist da – oder eben nicht. Doch auch wenn sie da ist, ist die Entwicklung immer ungewiss: Sie ist wie ein Virus, den man hat oder nicht. Ein Gefühl, dass sich entweder immer wieder einstellt, oder verebbt.
Und: Es gehören nicht immer Zwei dazu. Doch wenn nur einer/eine das Gefühl von Liebe hat, dann reicht’s nicht (mehr). Leider.
Denn einen größeren seelischen Schmerz, als derjenige zu sein, der (noch) liebt, während man merkt, dass es beim anderen nicht so ist, gibt es im menschlichen Leben kaum. Es ist ein großes, tiefes und nur langsam verklingendes Leid, gegen das fast gar nichts hilft außer die Zeit.
Die Liebe zu verlieren ist unsere größte Angst. Daher tun so viele so als ob. Das ist für eine Weile verständlich, aber auf Dauer tötet es.
Ob (noch) verheiratet oder nicht (mehr) – eines sollten wir nicht einstellen: zu träumen von der großen Liebe zwischen Mann und Frau (oder auch andere Konstellationen). Denn es gibt sie – wenn auch sehr, sehr selten. Mir fällt jetzt grad kein Paar ein, aber in der Literatur und im Film, da finden wir sie. Und mit ein wenig Alkohol, der richtigen Atmosphäre flammt sie manchmal zumindest für einen schönen Moment kurz auf – vor allem in der Weihnachtszeit.
Jeder, der schon mal verliebt war, weiß wie es ist. Das Schönste: Man verlernt es nie und es kann jederzeit wieder passieren, auch wenn man es heute noch für unmöglich, vorbei, aussichtslos, abwegig hält … Einen Augenblick später kann sie plötzlich da sein.
Und dann ist da die Liebe zu unseren Kindern. Sie ist stark und sie hält ewig – egal was passiert. Es haut mich immer wieder um, was diese Liebe kann, welche Kräfte sie mobilisiert. Vergisst nicht, dieses Wunder in Euch, diese Kraft zu schätzen, denn auch sie muss man pflegen. Es ist das Beste in Eurem Leben.
Vergisst im Zweifel die Karriere, die neuen Schuhe, den Abend am Strand – am Ende, wenn fast alles vorbei ist, wenn Ihr auf Eure Leben zurückblickt, werdet Ihr Euch selbst an der Liebe messen. Also macht Euch nichts vor und überseht sie nicht da, wo sie ist.
https://www.youtube.com/watch?v=Uj3r0yQoBAo
Wunderschön, hatte Pipi in den Augen…
Sehr sehr schöner Text! Ich frage mich auch warum so viele Menschen in langweiligen und kaputten Beziehungen leben und nicht den Mut finden einen Neuanfang zu wagen.
One Year of Sunday
Ich stimme dir 100% zu. Ich bin selber mit Eltern aufgewachsen, die dachten, der äußere Schein sei wichtiger als die innere Verbindung. Ich konnte das nie verstehen und habe für mich damals entschieden, immer erst selbst glücklich zu sein, damit mein Kind glücklich sein kann. Soll heißen: ich habe mich vom kindsvater getrennt, weil es nur noch eine Ehe auf dem Papier gewesen wäre. Und ich glaube, mein Sohn kann jetzt glücklicher aufwachsen, als er es in dem anderen fall hätte tun müssen. Er sieht eine glückliche Mama, die sich jetzt mit seinem Papa besser versteht als in der Behiehung möglich gewesen wäre.
warum das mit der liebe nicht klappt……hehe…..weil wir am anfang verliebt sind und eine rosarote brille aufhaben. wir sehen den anderen somit nicht wirklich richtig. außerdem die hormone……..
geht alles wech – spätestens nach 2 jahren kommt das große erwachen.
ich denke faulheit ist auch ein grund, in einer maroden beziehung weiter vor sich hinzurotten…….
was anderes ist es nämlich meistens nicht – sich gegenseitig zerfressen – und angst alleine zu bleiben. sich trotzdem versorgt fühlen. was mache ich denn, wenn ich mal krank bin etc……..
meine tante sagte mal vor jahren: lieber einen schlechten mann als gar keinen!
na, denn prost. huarrrhhhh……..
ich lebe jetzt schon sehr lange alleine und musste mir wirklich was einfallen lassen, was ich so mit mir anstelle. war ja keiner da.
ich bin kreativ wie nie in meinem leben, habe eine tolle beziehung zu meinem sohn, der seit 1 1/2
jahren bei seinem papa lebt – ja – geht – denn kinder haben auch papas!!!!! und die können das auch gut. auch wenns unheimlich schwer gefallen ist das loslassen. 12 jahre am rockzipfel und dann………..tja, ablösung von der mama, aufschauen zum held, zum papa. pubertät, männliche vorbilder suchen, sich aneinander reiben, stellung beziehen.
ich denke wir romantisieren die liebe zu sehr.
erwartungen, wunschvorstellungen.
männer und frauen sind unterschiedlich.
man müsste mehr aufeinander zugehen, viele dinge beim anderen akzeptieren.
und einfach viel, viel gelassener werden.
nicht jedes wort auf die goldwaage legen.
kritikfähig sein – auf beiden seiten
humor ist trumpf.
tja, humor hat halt auch nur der, der wirklich über sich selbst lachen kann.
und bis dahin ist es ein ganzes stück harte arbeit an sich selbst.
warum- die meisten – männer und frauen heiraten
männer – weil sie denken sie hätten jetzt regelmäßig sex
frauen – weil sie denken sie sind jetzt abgesichert und versorgt
das schlimmste was mir passiert ist, mich in jemanden zu verlieben, der nicht liebesfähig ist.
da kannst du dich blödlieben, dieser jemand sieht immer nur sich selbst.
hat was mit wertschätzung zu tun.
vor allem mit seinem (nichtvorhandenen) wert für sich selbst.
und mit alten mustern – ursprungsfamilie und so.
und du denkst du schaffts es – nein – du schaffst es nicht – es schafft dich.
abhängigkeit – auf lösen –
auf eigenen füssen stehen!!
besinnliche w-zeit!
kalypso
Vielen Dank für diese sehr ehrlichen und treffenden Gedankengänge! Du sprichst mir sehr aus der Seele.